Es ist mal wieder soweit. Die 4. OP meiner Frau ist soeben erledigt. Diesmal waren - laut Plan - die Beinrückseiten und evtl. Hintern samt Hüfte dran.
Bine war diesmal nochmal nervöser als die drei Male zuvor. Entsprechend war es oftmals ein Einreden mit Engelszungen, dass schon alles gut gehen wird und die schlimmste OP schon vorbei ist, die am Bauch.
Heute mussten wir um 7.15 Uhr zum Check-In da sein und wir hatten auch kaum gewartet, da wurde sie um 7.50 Uhr in den OP geholt.
(Beinrückseiten vor der OP)
Ich wurde dann furchtbar nervös, je länger es dauerte bis ich was hörte. In der Zeit hatte ich etwas Haushalt erledigt, ein Minifrühstück vertilgt (kann schlecht essen, wenn ich nervös bin) und anderen Kleinkram gemacht.
Um ca 13 Uhr hielt ichs Zuhause nicht mehr aus und fuhr in die Stadt. Ich betrat die Klinik, in der auch mein Endokrinologe ist und dachte mir, verbinde ich das doch direkt und hole meine Blutergebnisse ab.
Kaum saß ich im Wartezimmer, kam um 13.26 Uhr der erlösende Anruf, dass Bine im Zimmer, noch sehr müde aber alles okay sei. Ich bin beruhigt, muss aber noch einen Moment auf die Ergebnisse warten. Während ich dies schreibe sind diese fertig und ich düse 3 Stockwerke höher zu Bine.
Auf dem Zimmer lächelt mir eine brotessende Bine entgegen. Sie hat Schmerzen, sie lassen sich aber aushalten, wenn sie sich nicht bewegt.
Kurz nachdem ich kam, kam auch eine der beiden Operateure und erzählte was gemacht wurde. Ganze 11,9 Liter sind aus den Beinrückseiten und einem Teil des Hinterns raus. Dann mussten sie aufhören. Es steht also wohl noch eine OP für Po und Hüfte an. Aber Frau Doktor war überrascht, dass Bine schon isst.
(Das erste Mal außerhalb des Bettes nach der OP)
Ich verbrachte den Tag bei ihr, wobei sie nur im Bett lag und Dank Blasenkatheter auch nicht aufstehen musste. Nur abends war ein kurzes Aufstehen und durchs Zimmer gehen angesagt, um zu sehen wie es klappt.
(Beinrückseiten nach der OP, noch eingewickelt)
Die Nacht war für sie ruhig und außer kurzer Schmerzmittelgabe gegen 3 Uhr auch ohne Vorkommnisse. Ich schlief etwas unruhig Zuhause, die bessere Hälfte fehlte eben.
Tags darauf wurde der Katheter gezogen und die Bandagen entfernt. Die Beine fühlen sich weich an und es wurden nur wenige Pflaster gewechselt. Beim Anziehen des OP Mieders sackte der Kreislauf etwas zusammen. Aber nach kurzer Erholung machten wir Bine im Bad frisch und liefen etwas über den Flur. Nun entscheidet sich noch, darf sie heute mit heim oder morgen?
(OP-Mieder nach der OP, allerdings mit zu wenig Zugkraft)
Allerdings war nochmals eine Kreislaufachterbahn, als wir doch dann die Flachstrickkompressionshose (was ein Wort) anzogen. Mit einer Schwester zusammen zerrten wir an der Kompri, was Bines Kreislauf gar nicht lustig fand. Also zogen wir sie mühsam im Liegen an. Aber mit Erfolgsmeldung und zwei schwitzenden Anziehern. ;-)
Nach dem Mittagessen, dass sie dann noch mitgenommen hat, wurden die Zugänge gezogen und wir konnten per Taxi endlich nach Hause! Das war was mühsam und schmerzhaft, aber jetzt auf der Couch ist die Welt in Ordnung.
Die erste Nacht Zuhause war sehr anstrengend. Ich schlief, wie an sich immer, mit ihr auf der Couch, damit ich da bin, wenn sie etwas braucht.
Wir wurden aber beide nachts öfter wach, Bine lag sogar eine Zeitlang wach, da sie nicht mehr liegen konnte und sich dann entschied sich eine Weile hinzusetzen. Ich hab mir, zu allem Überfluss, noch eine fette Erkältung mit stark erhöhter Temperatur eingefangen, die mir ordentlich zu schaffen macht.
Bines Schmerzen sind vor allem am Hintern und den Waden enorm, sie empfindet, dass selbst Novalgin keine Wirkung zu haben scheint. Wir hoffen, dass sich die Schmerzen bald bessern. Wenn sie sich nicht bewegt, schmerzt maximal mal der Hintern, von drauf Liegen oder Sitzen.
Freitag nach der OP haben wir dann mal die Kompressionshose wechseln müssen. Das Ausziehen der Flachstrickkompression verursachte dann schon mal eine Blutung inkl. Auslaufen der Flüssigkeit, welche von den Operateuren beim Absaugen im OP genutzt wird und welche teilweise im Körper verbleibt. Das was wir bisher bei keiner der OPs hatten, trat also dann mal ein: es lief etwas aus. Das Ganze saute ordentlich den Boden ein, war insgesamt dünnflüssiger als Blut und somit brauchten wir zahlreiche Kompressen und drei sterile Wundpflaster, um zumindest das Versauen des Bodens und anderer Wohnungsbestandteile zu vermeiden.
Zudem klappte der Kreislauf von Bine wieder etwas weg und sie ließ sich das Frühstück samt Mittagessen nochmals durch den Kopf gehen, während ich mit Wunderversorgung beschäftigt war. Zum Glück hat sie einen ehrenamtlichen Sanitäter als Ehemann.
Das Abwaschen des Braunols - rötlich-braune Desinfektionslösung im OP-Bereich - war somit auch nicht gänzlich drin, denn allein schon die Wundversorgung der "suppenden" Stelle als auch das Austauschen von ein paar Pflastern, brauchte mehr Zeit als geplant. Und man konnte zusehen, wie die Beine dicker wurden, sobald die Kompression ausgezogen war. Also war Eile geboten.
Nach Schnellverfahren in Sachen Waschen, ging es ans Wieder-Rein-Kämpfen in die frische Kompressionshose. Das ging dann doch etwas schneller als wir dachten, sorgte aber wieder für Herzrasen und Kreislaufprobleme bei Bine. Hier machen sich die abgesaugten 11,9 Liter sehr deutlich bemerkbar. Nach der ganzen Aktion wickelte ich noch zwei Bandagen um die vorher suppende Stelle oberhalb der Kompri, ohne Druck, nur um mögliches Durchsauen zu vermeiden. Das klappte auch ganz gut. Danach schlief sie eine Weile, was sie an sich insgesamt sehr viel macht, seit wir Zuhause sind. Ist auch gut so, Schlaf hilft immer noch am Besten und wer schläft, spürt keine Schmerzen. Denn die sind absolut nicht ohne bei dieser OP.
Tag 6 nach der OP. Und ja, diesmal ist es wirklich ein Nervenkrieg für uns beide. Die Schmerzen - vor allem die Oberschenkel(rück)seiten - sind dieses Mal die Hölle. Scheinbar hilft auch kein Schmerzmittel richtig, jeder Toilettengang ist die Hölle. Ich bete täglich ein mehrmaliges Mantra: "Du musst mehr trinken, du hast viel Flüssigkeit verloren". Aber klar, zum WC laufen, Kompri runterziehen und gar auf die Klobrille setzen schmerzt furchtbar. Trotz genauem Schmerzplan, den wir ausgearbeitet hat, hilft nichts richtig. Ibuprofen im Wechsel mit Novalgintropfen alle 2 Stunden und dennoch dieses Drama. Wir riefen heute also dann doch mal die Arztpraxis an. Ein Rezept für besseren "Stoff" ist unterwegs per Post.
Es bleibt spannend und wir hoffen beide einfach nur mal auf Schmerzlinderung, denn unser beider Nerven sind mittlerweile ganz unten.
Bine gab aber schon nach der 1. OP im Juli 2018 ihr Okay an die Operateure, dass ihre Ergebnisse öffentlich gepostet werden dürfen. Von deren Seite anonymisiert, aber auch für Vorträge und dergleichen. Heute kam dann der 1. Instagram-/Facebook-Post dazu (s. LINK).
(12 Tage nach der OP, die Schwellungen sind noch enorm)
13 Tage nach der OP. Eine verdammt schwere Zeit liegt hinter uns. Das stärkere Schmerzmittel hatte Bine sehr müde gemacht, daher schläft sie tagsüber öfter mal. Es dauerte ein paar Tage, ehe die Schmerzen auf ein erträgliches Maß sanken. Bis dahin war jedes Aufstehen und Bewegen sehr schmerzhaft, ganz zu schweigen vom Wechseln der Kompressionshose und dem Waschen der sehr blauen Beine.
13 Tage nach der OP waren wir dann das 1. Mal raus, ein Mal um den Block gelaufen, langsam aber nur mit 3 kleinen Pausen. Ein Meilenstein, nach den letzten anstrengenden Tagen. Es geht langsam bergauf. Übermorgen steht das Fädenziehen an. Das wird nochmal spannend.
An Tag 15 Post-OP war der Weg zum Fädenziehen, Dank meiner Schwiegereltern, dann doch nicht so beschwerlich wie gedacht. Das Ziehen an sich zwar unangenehm, aber nichts gegen die bereits überstandenen Schmerzen. Und während eine der beiden Operateure mit einer Medizinischen Fachangestellten an beiden Beinen zugleich die Fäden zog, erzählte ich mal wie die letzten Tage so abgelaufen waren. Während Frau Doktor sich etwas erstaunt zeigte, dass dies solche Probleme machte, war die MFA weniger überrascht. Es war eben eine enorme Menge und die 4. große OP innerhalb etwas über einen Jahres. Daher wenig verwunderlich. Insgesamt sind die Schwellungen auch laut Doc noch enorm und Bine darf mal versuchen, ob Lymphdrainage schon geht. Wir versuchen morgen also mal den Lymphomat Zuhause in der Hoffnung, so die Schmerzen zu lindern. Leider müssen wir nun auch weiter Thrombosespritzen geben, die wir schon seit 4 Tagen weggelassen hatten (Packung war leer). Und es gab auch nochmal ein Rezept für die Schmerzmittel, welche zuletzt gut halfen.
Am Abend desselben Tages stand dann etwas Erfreulicheres an, denn Bine tritt am 01.11.2019 eine neue Tätigkeit an. Nun auch in unserem Wohnort, kein tägliches 120 km-Pendeln mehr. Insofern gibt es nun positive Entwicklungen, denn auch ich beginne ab November 2019 etwas Neues, gleicher Arbeitgeber, gleiches Einsatzgebiet aber in höherwertiger Tätigkeit. Es wird bei uns eben nie langweilig.
An Tag 18 nach der OP ist endlich der Tag, an dem Bine erstmals ohne Schmerzmittel auskommt. Leider ist sie nicht schmerzfrei, aber nach dem Ausschleichen der Valoron-Tabletten (auf Betäubungsmittelrezept) ist das ein enormer Fortschritt. Und es wird täglich besser. Nach der echt harten Zeit, können wir nun täglich zusehen wie es besser und besser wird. Wir haben auch endlich den Punkt erreicht, an dem ich sie allein Zuhause lassen kann ohne Bedenken haben zu müssen, dass der Kreislauf abschmiert oder sie es nicht allein schafft. Also gehe ich seit Tag 20 nach der OP wieder normal ins Büro arbeiten und muss nicht mehr von Zuhause arbeiten.
Knapp 4 Wochen nach der OP ist Bine nun auch wieder in der Lage arbeiten zu gehen. Abends schmerzen die Beine dann doch ziemlich, so dass es dann mit Coolpacks und Schmerzmittel in den Feierabend geht. Aber auch das wird täglich besser. Die Schwellungen sind noch enorm, es wird sich also zeigen, wann das besser wird.
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