Es geht weiter. Lipödem-OP Nr. 5

Gespeichert von James am Mo, 12/02/2024 - 08:17

ZimmerLange Zeit ist der letzte Blogeintrag her. Viel passiert in der Welt um einen herum. Zu viel, um alles zu verarbeiten. Privat ist das kaum anders. Und auch bei meiner Frau und mir passiert sehr viel. Wie auch heute.

Nach gut 5 Jahren steht wieder eine Lipödem-OP an. Diesmal wird (hoffentlich) der gesamte Rücken vom krankhaft veränderten Fettgewebe befreit. Auch wenn es die 5. OP (nach Armen, Beinvorder- und Rückseiten als auch Bauch) ist, schmälert dies keinesfalls die Nervosität und auch Angst, besonders bei meiner Frau.

Heute um 7 Uhr hieß es also Einchecken, Anästhesiekosten-Vorauszahlung leisten und dann ab aufs Zimmer in der 6. Etage der PAN Klinik Köln. Mit tollem Blick auf den Dom... natürlich. Lange mussten wir auch nicht warten, da hieß es schon die schicken OP-Klamotten anziehen (Netzhöschen und Kittel), dann ging es zum OP. Und für mich selbst ging es nach Hause. Erstmal frühstücken und vor allem ablenken.

Auch wenn ich "nur" der passive Part bei dieser Sache bin, beschäftigt michDreamteam das natürlich massiv. Ganz unabhängig davon, dass wir den ganzen "Spaß" weiterhin selbst zahlen müssen und dies keine 2,50 Euro kostet, ist es jedes Mal ein Eingriff mit Risiken. Aber keiner macht dies zum Spaß. Die Schmerzen am Rücken von Sabrina waren mittlerweile so, dass sie keine BHs mehr tragen konnte, da das Lipödemfett sich über den ganzen Rücken ausgebreitet hat und hier besonders an den Flanken und oberer Rücken. Eben da, wo der BH sitzt. Zudem hat diese unnatürliche Masse ihrem Rücken eine Schiefstellung beschert, was natürlich weitere Probleme bereitet.

Um kurz nach 8 Uhr morgens ging es dann in den OP. Ich durfte sie im Lift noch bis zur entsprechenden Etage begleiten, in der der OP ist, dann musste ich sie ziehen lassen.
Mit flauem Magen - nicht nur wegen des bisher nicht verspeisten Frühstücks - fuhr ich nach Hause.

Dort lenkte ich mich mit fernsehen, Videospielen und dem Wiedereinrichten meines von der Reparatur zurück gekommenen Smartphones ab. 
Um 11:39 Uhr kam dann bereits der Anruf meiner Liebsten. Matt, mit leicht rauer Stimme und hörbar platt teilte sie mir mit, dass sie wieder auf dem Zimmer ist und außer dass ihr etwas kalt ist, alles in Ordnung sei. 8,3 Liter Lipödem-Fett wurde ihr allein aus dem Rücken geholt. Wieder eine so enorme Masse krankhaft verändertem Gewebes, was da nicht hingehörte.
Ich war gespannt, ob das nun alles war oder ob ihr Kreislauf während der OP keine weitere Absaugung möglich machte.
Zufällig war die Chirurgin Frau Dr. Stoff-Attrasch gerade bei ihr zur Visite. Tatsächlich konnte das gesamten krankhafte Gewebe entfernt werden. Der Rücken dürfte somit Lipödem-befreit sein.

Bines Kreislauf fährt ordentlich Achterbahn und laut Frau Dr. Stoff-Attrasch war es auch ein großer Eingriff mit viel Flüssigkeitverlust. Normalerweise ist das Lipödem an den Schulterblättern und oberer Rücken meist fester als an Hüfte und unterem Rücken. Aber auch das ist bei Bine anders als bei anderen. Die Ärztin musste ordentlich am unteren Rücken arbeiten, da es dort deutlich fester war als oben. Aber es ist geschafft. Nun heißt es genesen und für mich erstmal nach Hause ehe ich morgen früh wieder in die Klinik fahre.

03.12.2024 - Tag 1 nach der OP

Bine ist recht munter als ich kurz nach 8 Uhr morgens zu ihr komme und frühstückte gerade. Sie hatte recht gut geschlafenund die Schmerzen sind auszuhalten. Einzig ihr Po schmerzt und ist teilweise taub vom ewigen Liegen, was kein Wunder ist.

Tag1Kurz nach 9 Uhr kam auch die Visite, bestehend aus Dr. Stoff-Attrasch und ihrer Kollegin. Sie halfen Bine erstmals aufzustehen, was natürlich unangenehm war. Sie entfernten zudem eine kaum "besudelte" Polsterauflage vom Rücken und besahen sich das Ergebnis. Und trotz Kompressionsmieder und Schwellung ist das Ergebnis deutlich zu sehen. Die 8,3 Liter machen so viel aus! Der untere Rücken über dem Steißbein braucht aber mehr Kompression, was durch das Mieder (kein Flachstrick) nicht gegeben ist. Daher mussten wir einen Gurt besorgen, mit Polstern für eben diese Stelle, um darauf Druck auszuüben und keinen Platz für Wundwasseransammlungen zu bieten. Das Anziehen des Gurtes war ein kurzer Kraftakt und bequem ist auch anders, aber er passt. Nur das beinhaltete, entnehmbare Polster ist zu klein, um die Fläche abzudecken. Da muss also ein neues her. Anschließend hieß es erstmals außerhalb des Bettes sitzen und etwas laufen, ehe die Müdigkeit wieder zuschlug.

Das Mittagessen wurde bereits dann am Besuchertisch eingenommen. Wenn der Appetit sich auch aufgrund Ermangelung von Bewegung in Grenzen hielt. Im Laufe des Mittags ging es aber dann ein paar Runden über den Flur und längeres Sitzen im Besuchersessel der "Suite mit Domblick". Ja tatsächlich heißt das Zimmer so, welches Bine allein "bewohnte".

Leider kickte dann auch noch die Endometriose, die nun wegen der Allgemeinsituation getriggert wird. Ziemlich ätzend, da die Schmerzen tatsächlich schlimmer sind als die des Rückens. Aber auch hier halfen dann im Laufe des Abends mehr Schmerzmittel.

Tag 3 - Endlich nach HauseZuhause

Kurz nach 8 Uhr stand ich am 04.12. wieder am Krankenbett meiner Liebsten. Sie frühstückte und war bereits ungeduldig endlich gehen zu dürfen. Es dauerte noch bis kurz nach 9, dann kam die letzte Visite und wir konnten noch die letzten Fragen loswerden. Danach gabs den Arztbrief und bald darauf wurde auch der Blasenkatheter gezogen. Es ging endlich nach Hause! Bines Papa holte uns netterweise ab. Zuhause angekommen wurde erstmals das Ergebnis betrachtet und das Sofa so bequem wie möglich gemacht. Nun heißt es heilen und schonen.

28.12.2024 - Einige Zeit vergangen

Seit der OP sind mit diesem Eintrag nun 26 Tage vergangen. Was ist alles in der Zwischenzeit passiert?

Es ging darum, wieder mobil zu werden und natürlich die Heilung so gut es geht zu unterstützen.
Das Ganze nimmt eine Menge Zeit in Anspruch. Die OP war definitiv keine Kleinigkeit und das spürten und spüren wir noch beide.
Das Aufstehen oder auch Hinsetzen und -legen war gerade die ersten 14 Tage sehr mühsam und immer mit Schmerzen verbunden. War dann mal eine annährend bequeme Position gefunden, ging es dann zumeist auch.

Das Bett als auch das Sofa wurden "umgebaut". Schlafen auf dem Rücken geht nur mit Erhebung im Bett. Soll heißen, es wurden etliche Decken und Kissen genutzt, um die Erhebung zu gewährleisten. Zudem seitlich und im unteren Rücken abgepolstert, um die Kompression auch nachts auszuüben und sie daran zu hindern, sich auf die Seite zu drehen. Denn die ersten 6 Wochen heißt es stur auf dem Rücken liegen.
Auf dem Sofa wurde der untere Rücken mit mindestens 2-3 Kissen "ausgepolstert", denn wo bisher keine S-Form im Rücken erkennbar war, ist nun die "natürliche Kuhle" vorhanden. Um die Schwellung dort möglichst einzudämmen und ein Ansammeln von Wundwasser zu verhindern, muss hier möglichst permanent Druck ausgeübt werden, wie oben bereits angedeutet.

Nachts wurde Bine sehr oft wach, an Durchschlafen war gar nicht zu denken. Klar, es wurde noch in der Klinik eine Menge Flüssigkeit in sie gepumpt, die nun nach und nach wieder raus wollte. Also rannte sie stündlich ein Mal zur Toilette. Das ging zum Glück - bis auf anfangs aufhelfen müssen - ganz gut. Problematischer war und ist da schon der Stuhlgang, denn durch die doch massive Schwellung im unteren Rücken ist bis heute (28.12.2024) eine rotierende Bewegung des Rückens nur massiv eingeschränkt möglich. Es wird besser, aber bis heute ist das leider noch nicht gänzlich gegeben. Also bin ich bis heute diesbezüglich ihr enger Begleiter, im wahrsten Sinne. Es stört mich nicht und es ist auch nicht das 1. Mal. Nach der Bauch-OP war das genauso und sind wir mal ehrlich? Wenn wir alt genug werden und uns gegenseitig pflegen müssen, haben wir eben darin schon Übung. ;-)

Die Schmerzen sind - wie bereits erwähnt - nicht gerade klein. Bei ruhigem Sitzen oder Liegen variieren sie zwischen Pochen, Zwicken bis zu Brennen. Je nachdem in welchem Areal. Mit der Zeit wurde aus den fast permanent spürbaren Schmerzen trotz 3 x 400 mg Ibuprofen am Tag ein mittlerweile zumeist vereinzelt auftretendes Zwicken und häufigeres Brennen. Letzteres wohl aufgrund der Haut, welche sich nun auf das operierte Areal "ablegt".

Zu dem Ganzen gehört natürlich auch das tägliche Tragen des Kompressionsmieders. Diese mussten wir im Vornhinein bestellen, damit sie pünktlich zur OP da waren. Denn direkt nach der OP wurde Bine dies angezogen. Jetzt wird es nur abgelegt zum Duschen, Stuhlgang, tägliche Morgen-/Abendwäsche und natürlich zum Wechseln. Zum Urinieren haben die "sexy Bodys" zum Glück eine Öffnung, so dass das Ausziehen nicht jedes Mal sein muss. Nur Obacht, sitzt das Ganze nicht richtig, kanns auch daneben gehen. Also sorgt immer für sauberen Ersatz des Mieders!

Täglich habe ich Bine dann auch mobilisiert. Sprich ich habe sie "aufgescheucht". Die ersten Tage war das eher in Form von "den Flur auf und ab gehen". Danach folgten immer länger werdende Gänge nach draußen. Immer mit einem Ziel, denn sinnloses Rumspazieren liegt Bine gar nicht. ;-) Wir sind also mal zur nahegelegenen Apotheke, zum Hausarzt (musste so oder so sein), auch mal einkaufen usw.
Mittlerweile sind auch lange Gänge kein großes Problem mehr, wobei sie die OP noch immer spürt. Und das nicht nur an den operierten Stellen, sondern auch in der Kondition. Sie wird schnell müde, was sich aber auch auf dem Wege der Besserung befindet.
Große Sprünge kann man gerade die erste Zeit jedenfalls absolut nicht erwarten. Zumal bei Bine die OP - wie oben geschildert - eben auch anders lief, als es bei Lipödem am Rücken sonst ist. Wäre an der Schulterpartie wie gewohnt schwieriger abzusaugen, wäre die Beweglichkeit aber nicht so eingeschränkt, wie sie es jetzt ist. Wir setzen also auch weiterhin jeden Abend eine Heparinspritze, um Thrombosen aufgrund der verringerten Beweglichkeit vorzubeugen.

PunktionAm 17.12.2024 war dann der Tag des Fädenziehens. Hier war wohl das Abziehen der Pflaster an den 8 Zugangsstellen schlimmer, als das Fädenziehen selbst. Aber angenehm geht sowieso anders.
Problematischer war dann aber die rechte Pobacke. Dort hatte sich doch Wundwasser angesammelt. Deswegen hatte sich auf der rechten Seite auch eine Wulst oberhalb der Pobacke gebildet. Die Schwellungen an der Seite auf Rippenhöhe und die Schwellung der Pobacke sorgte dafür.
Also hatte Frau Dr. Stoff-Attrasch vorgeschlagen zu punktieren. Bine war da anfangs sehr mulmig zumute, hatte sogar etwas Angst davor. Aber das Ganze lief dann recht problemfrei ab und einzig das Drücken des Wundwassers zur Nadel hin war unangenehm. Hier hatte die MFA der Praxis mit beiden Händen auf die Pobacke gedrückt, so dass die innen liegende Flüssigkeit zum Spritzenkolben lief. Der Druck war schmerzhaft, aber das Ergebnis deutlich. Gut 125 ml wurde so abgesaugt. Das klingt nicht nach viel und auch laut Frau Doktor wäre das moderat, aber es machte sich optisch und spürbar bemerkbar. Danach musste die Einstichstelle 4 Tage steril gehalten werden, immerhin war dies ein weiterer Eingriff. 
Hieß also wieder kein Duschen, keine Feuchtigkeit dran lassen, das Pflaster haltbar machen und aufpassen. Zudem musste hier dann erhöhte Kompression ausgeübt werden, so dass wir auch da wieder kreativ werden mussten, um mit Kissen und Decken das Ganze zu bewerkstelligen.

Zum Glück hatten wir beide ab dem 21.12.2024 Urlaub, so dass ich mich dann auch besser kümmern konnte. Zuvor war ich den gesamten Dezember im Homeoffice tätig, was aus den o.g. Schilderungen auch gut war! Ein Dank gilt hier meinem Arbeitgeber und meinen Kolleg*innen, die das so mittragen!

Am 23.12.2024 erfolgte dann die erneute Kontrolle bei Frau Doktor und sie war insgesamt zufrieden. Es wurde jedoch erneut punktiert, was diesmal etwas unangenehmer war, auch wegen des oben bereits erklärten Drucks. Diesmal war es aber deutlich weniger Flüssigkeit und wir sind alle optimistisch, dass keine weitere Punktion nötig ist.

Mittlerweile ist Bine soweit mobil, dass wir auch ein paar Stunden raus können und das genießen wir beide auch. Wir waren mehrmals in der Stadt zum Bummeln und Shoppen, mal einen Kaffee trinken oder essen gehen. Auch beim Eishockey-Heimspiel waren wir wieder. Es ist alles noch zäh und mit Pausen verbunden, aber auch das ist völlig okay. Gut Ding will Weile haben. 
Und auch wenn das Alles eine Menge Geld gekostet hat (round about 9000,- EUR), so ist es das wert. Weshalb Krankenkassen die Kosten nicht übernehmen, darüber wird genug gestritten, geschrieben und zurecht echauffiert. Aber ein Leben ohne Schmerzen, oder - wie hier - das Tragen einfachen BHs wieder zu ermöglichen, das ist es wert. Und wenn dann noch so etwas passiert wie beim kleinen Shoppingtrip in die Stadt am heutigen 28.12.2024, dann ist der Verlust des Geldes (fast) vergessen. Bine trug erstmal seit langem wieder ein Oberteil in einer normalen Größe, nicht aus der Obergrößenabteilung, die ja eine sehr eingeschränkte Auswahl hat, sofern es die Läden überhaupt anbieten. Dieses Strahlen in den Augen und das breite Grinsen, das macht so vieles wieder wett. 
Nun warten wir einfach darauf, dass die Schwellungen gänzlich verschwinden und die Schmerzen sich ebenfalls alsbald verabschieden. Das wird noch dauern, keine Frage, aber es wird immer besser.
Die überschüssige Haut am Rücken bildet sich teils zurück, ob gänzlich vermag niemand zu sagen. Die 8,3 Liter-Lipödemfett haben eben eine Menge Platz beansprucht. Auch die Schiefstellung des Rückens aufgrund der zuvor so ungleichmäßig verteilten Masse ist sicherlich noch behandlungsbedürftig, das wird sich aber noch zeigen. Die zahlreichen Hämatome werden bereits kleiner, aber sind noch immer vorhanden, wenn auch deutlich weniger als zuvor.
Und der Hintern ist ebenfalls noch auf der Liste, da dieser in den Jahren der Begutachtung durch Frau Doktor massiv zugelegt hat. Also muss auch hier noch eine Liposuktion zur Entnahme des Lipödem-Fettgewebes erfolgen.
Aber es wird... Wir verlieren nicht die Hoffnung, dass diese Baustelle irgendwann ein Ende haben wird.

Hier noch ein Vorher-Nachher-Bild, wenngleich die 2. Aufnahme natürlich noch nicht das Endresultat ist, da die Schwellungen und Hämatome noch zahlreich sind und auch die Wulst auf der rechten Seite oberhalb der Pobacke noch vorhanden ist.

Wir halten euch auf dem Laufenden.

Vorher-Nachher-Rücken

(Artikel wird laufend aktualisiert)

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