WDR - Aktuelle Stunde am 20.11.2022 - Transgender Day of Remembrance
- Beitrag des WDR - Aktuelle Stunde -
(Ausschnitt aus der Mediathek des WDR)
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Wie jedes Jahr wird heute, 20.11.2022, an alle Opfer transphober Gewalt erinnert.
Eine offizielle Zahl der Opfer gibt es nicht. Die bekannten Fälle werden gezählt und benannt, die Dunkelziffer ist aber so viel größer. Zu viele Opfer werden mit ihrem "Deadname" (dem abgelegten Namen, welcher bei Geburt vergeben wurde) registriert oder der transphobe Hintergrund verschwiegen, oder oder oder...
Die tatsächlich bekannte Anzahl im Zeitraum vom 1. Oktober 2021 bis 30. September 2022 beläuft sich auf 327.
Täglich geschehen Übergriffe weltweit auf Menschen nur aufgrund dessen, wer sie sind und wie sie leben.
Es ist so wichtig, dass wir an diese Menschen erinnern, an alle Opfer dieser sinnlosen Gewalt.
Dabei geht es nicht nur um physische, sondern auch psychische Gewalt, die Menschen ebenfalls in den Tod treiben kann.
Dieses Jahr brachte der WDR am Transgender Day of Remembrance in der Sendung "Aktuelle Stunde" einen Beitrag zu diesem Tag mit zwei Protagonisten und deren Gewalterfahrungen. Einer davon bin ich.
Nach meinem Coming Out erfolgte zu meinem Nachteil ein körperlicher Angriff, der mich durchaus zu einem der o.g. Verstorbenen hätte machen können, wären die Umstände anders gewesen. Was oder wer mich gerettet hat, weiß ich nicht. Ich hatte Glück.
Seht nicht weg! Verbale Angriffe enden nicht selten in körperlichen. Helft den Menschen in Not, lasst sie nicht allein! Es könnte ihr wortwörtlich Leben retten!
Dankeschön an Marspet, mit seinem Team für den WDR, dass endlich auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen das so wichtige Thema aufgegriffen wurde.
Zu den Hintergründen, wie es überhaupt zu dem Dreh für den WDR kam:
Tatsächlich sehr kurzfristig. Über eine gemeinsame Freundin wurde ich auf den Aufruf von Marspet - dem Verantwortlichen für den Beitrag - und dessen Protagonistensuche auf Instagram aufmerksam. Ich schrieb ihm also und so fanden wir innerhalb von 2 Tagen einen Zeitraum für den Dreh. Am 20.11.2022 morgens fand sich Marspet mit Kameramann und Tonfrau ein und es waren intensive ca. 1 1/2 Stunden. Die Gespräche waren intim, es wurde mehr thematisiert als das, was letztlich in dem Beitrag gesendet wurde. Es liegt in der Natur der Sache, dass weit mehr gedreht als letztlich verwendet wird.
Ich erzählte von Kindheit und Jugend, positiven und negativen Erfahrungen inner- und außerhalb der Familie. Das alte Fotoalbum mit Kindheitsfotos wurde herausgekramt. Und natürlich wurde viel über Gewalt, physisch wie psychisch, gesprochen.
Als das Team dann ins Studio fuhr, um den finalen Schnitt des Beitrags zu machen, blieb ich Zuhause zurück. Nachdenklich - wie so oft an diesem Gedenktag. Aber dieses Mal deutlich mehr als sonst. Wie im Beitrag gesagt, hatte ich sehr viel Glück, anders als andere Opfer transfeindlicher Gewalt. Einfach nur Glück.
Passt auf euch auf.
(Foto: © Marspet, 20.11.2022)