20 Jahre - ein Jubiläum
Der 4. Juni ist seit dem Jahr 2004 jedes Jahr ein besonderes Datum für mich. So etwas wie eine Zäsur in meinem Leben. So wie Menschen nach einer lebensbedrohlichen Situation von ihrem 2. Geburtstag sprechen, so ist das der 4. Juni für mich.
Vor 20 Jahren bekam ich kurz vor 17 Uhr meine allererste intramaskuläre Injektion mit dem Präparat Testoviron depot 250. Soll heißen, ein jahrelanger Kampf, die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen und vor allem auch mit meinem Umfeld und letztlich auch mir selbst, fand einen teilweisen Abschluss.
2 1/2 Jahre Begutachtung durch zwei voneinander unabhängigen Gutachtern, monatlich mehrmalige Fahrten mit dem Zug ins (damals) 100 km entfernte München, unzählige Arzttermine, dauernde Rechtfertigungen und Erklärungen - nicht selten gegen Skeptiker oder auch Menschen, die mir meine eigene Identität absprechen wollten - begleiteten mich bis zu dieser 1. Spritze und dem Beginn eines neuen Lebens.
Ich hatte Tränen in den Augen, als die Nadel in meinen Gesäßmuskel drang und die 1. Dosis Testosteron injiziert wurde. Und das nicht, weil es so schmerzhaft gewesen wäre.
Das passierte in den ersten Monaten dann alle 14 Tage, danach alle 21 Tage. Dann wechselte ich kurzzeitig auf Testosterongel, was für mich aber unpraktikabel war.
Mein Körper sprach sehr schnell auf die Hormone an. Noch mehr natürlich, als im Oktober 2005 auch die Gebärmutter und Eierstöcke entfernt wurden und das Testosteron ungehindert "arbeiten" konnte.
Und wie schnell die dämlichen Sprüche aufhörten, es wäre eine pubertäre Spinnerei, das würde sich noch verwachsen etc.
Es war eine so deutliche Bestätigung dessen, dass man einfach auf das dumme Geschwafel anderer nicht hören sollte und den eigenen Weg gehen muss.
Mittlerweile bekomme ich alle 14 Wochen die Spritze als Präparat Nebido. Eine sehr unangenehme Injektion wegen Notwendigkeit einer dickeren Nadel und dem sehr dickflüssigen Inhalt. Aber auch jetzt, nach 20 Jahren, freue ich mich jedes Mal auf die Spritze.
Und ich bin froh, dass es hierzulande unter geschützten Bedingungen seitens unserem Gesetzgeber und der Medizin möglich ist, den Weg zu sich selbst gehen zu können, das Äußere an das Innere anzupassen.
Von daher: Happy Pride!
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